Schüleraustausch Collège Jean-Moulin Rodez – Franz-Ludwig-Gymnasium Bamberg vom 20.04-01.05.2009

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Schüleraustausch mit dem Collège Jean-Moulin und dem Lycée Ferdinand-Foch in Rodez/Frankreich


Nachdem abzusehen war, dass unser seit dem Jahr 2000 bestehender Austausch mit dem Lycée André-Malraux in Biarritz/Südwestfrankreich wegen der dort dramatisch gesunkenen Deutsch-Schülerzahlen kaum noch Zukunft haben würde, bemühten wir uns, eine neue Partnerschule zu finden. Dies scheint uns nun mit dem Collège Jean-Moulin in Rodez/ Südfrankreich gelungen zu sein, dessen Deutsch-Lehrerin Barbara Lacroux gleichzeitig am dortigen Lycée Ferdinand-Foch tätig ist, so dass sie aller Voraussicht nach ein einigermaßen ausreichendes Teilnehmer-Potential für unseren Austausch rekrutieren kann.

Unser erster Besuch in Rodez fand vom 21.04. bis 01.05.2009 statt. Die französische Partnergruppe wird im Dezember 2009 zum Gegenbesuch bei uns in Bamberg erwartet.


Das Programm vor Ort trug mit Hospitationen im französischen Unterricht dem Begegnungscharakter des Aufenthalts Rechnung – aber auch Exkursionen unter dem Motto „Kultur und Natur“ kamen nicht zu kurz. Diese wurden in mehreren Unterrichtseinheiten vor Ort mit den Schülern von den begleitenden Lehrern, Cordula Schwarzl und Herbert Schanz, inhaltlich und sprachlich vor- und nachbereitet.

Unser Zeitfenster für die Hinfahrt nach Rodez war so reichlich bemessen, dass wir uns einen kurzen Zwischenaufenthalt in Le Puy-en-Velay leisten konnten, dem Ursprungsort der Via podiensis, jenes Strangs des Jakobspilgerwegs, auf dem wir uns im Verlauf unseres Frankreichaufenthalts noch öfter bewegen sollten. Auf dem Weg zum Rocher Corneille über holpriges Kopfsteinpflaster durch die mittelalterliche Altstadt streiften wir die Cathédrale Notre-Dame und nahmen - hoch über der Stadt die Aussicht genießend – im Angesicht der Monumentalstatue Notre-Dame-de-France zur Kenntnis, dass man sich im Frankreich Napoleons III darin gefiel, Muttergottesfiguren aus im Krimkrieg erbeuteten Kanonen zu gießen.

Die Ausflüge führten uns nach Conques, einem schmucken mittelalterlichen Dorf - im Nordwesten des Départements Aveyron gelegen – das mit seiner Abteikirche Sainte-Foy (ein seltenes Patrozinium, das man in Bamberg als Sankt-Getreu kennt) eine wichtige Station auf der Via podiensis, einer der Hauptrouten des Jakobspilgerwegs in Frankreich darstellt.

Am Donnerstag sind wir nach Conques gefahren. Diese Stadt ist eine wichtige Pilgerstation des Jakobswegs, und da Herr Schanz wollte, dass wir uns zumindest ein bisschen wie richtige Pilger fühlten, sind wir das letzte Stück zu Fuß gegangen, durch Gestrüpp und matschige Böden. Leider waren wir nicht darauf vorbereitet und hatten teilweise unsere Ballerinas und kurzen Hosen an, was vor allem bei den in den Weg hängenden Brennnesseln sehr schmerzhaft war. Womit wir auch nicht gerechnet hatten, war das schöne Wetter, und während der Wanderung war es deswegen schon fast unerträglich heiß.
Conques an sich ist ein sehr schönes, malerisches Städtchen, in der sich so gut wie nur Touristen aufhalten. Die größte Touristenattraktion ist die Kirche aus Sandstein, die wir gemeinsam besichtigt und dazu sehr lange die Tafel über dem Kirchentor analysiert haben. Dieses Tympanon stellt das „Jüngste Gericht“ dar, das Herr Schanz als „mittelalterlichen Comic“ erklärte und dem einfachen Volk Angst machen sollte, falls es sich nicht an die Regeln der Kirche hielte. Es waren verschiedene Hinrichtungs- und Foltermethoden für Sünder auf der einen Seite, und Heilige auf der anderen Seite abgebildet.
Es gibt in Conques aber auch sehr viele Cafés, Hotels und Souvenirläden. Für ein paar Stunden hatten wir Zeit, uns das alles in kleinen Gruppen anzuschauen, dann sind wir wieder zurück nach Rodez gefahren.
Jessica Ruff (10a), Franziska Zahner (10d)


Während des mit Spannung erwarteten Wochenendes in den Gastfamilien wurden einige von uns in die entlegensten Ecken des Aveyron oder sogar in die angrenzenden Regionen entführt – manche sogar ans Meer. Den meisten allerdings war gemeinsam, dass sie hinterher keinerlei Ahnung hatten, wo sie die Tage eigentlich wirklich verbracht hatten…

Nach einer anstrengenden Anreise und einer ereignisreichen Schulwoche in Frankreich, blickten alle 27 Teilnehmer dem lang ersehnten Wochenende mit gemischten Gefühlen entgegen.
Schon am Freitagabend steuerten unsere beiden Gastfamilien unser Reiseziel, ein Ferienhaus am Meer, an. Todmüde fielen wir nach der 2-stündigen Fahrt ins Bett.
Gleich am nächsten Vormittag starteten wir erholt nach einem ausgiebigen Frühstück in den Tag, um kurze Zeit später in die nahe gelegene Innenstadt zum Einkaufen, Shoppen und Sightseeing zu fahren. Trotz strömenden Regens schlenderten wir durch die zahlreichen französischen Boutiquen um uns von der wunderschönen und eleganten Mode inspirieren zu lassen.
Zurück im Ferienhaus spazierten unsere Gastfamilien mit uns an den herrlichen Sandstrand mit Sonnenuntergang.
Zum Abendessen wurde uns natürlich ein typisches französisches 5-Gänge-Menü serviert. Neben Jakobsmuscheln und überbackenen Kartoffeln, verwöhnte man uns mit einer selbst zubereiteten Mousse au Chocolat mit frischen Erdbeeren.
Am Sonntagnachmittag fuhren wir leider schon wieder nach Rodez zurück. Nach einem kurzen Besuch in einem Café traten wir die Rückfahrt an, wobei wir gefühlte hundert Kreisverkehre passieren und mehrere Stunden auf der hoffnungslos überfüllten, endlos scheinenden Autobahn ausharren mussten.
Julia Gunsenheimer, Larissa Kalb (10d)


An einem weiteren Ausflugstag besichtigten wir die Käserei Papillon in Roquefort, eine Pilgerstätte der anderen Art, wo sich Gourmets und solche, die es werden wollen, mehr oder weniger begeistert die Klinke in die Hand geben.

Roquefort, noch nie gehört? Vielleicht schon, nur wusste man nie was das eigentlich ist, das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn in unserer Region ist dieser Käse eher unbekannt. Wie kann man sich diesen Käse nun vorstellen? Nun ja, es handelt sich um einen Schimmelkäse, der aus Schafsmilch hergestellt wird und den viele als „Stinkekäse“ bezeichnen würden, aufgrund seines starken und einzigartigen Geruchs. Man muss wirklich zugeben: Besonders ästhetisch schaut er nicht aus, aber gut: was bei Käse einzig und allein zählt, ist bekanntlich der Geschmack, über den man sich wiederum streiten kann. Nach einer Führung durch die Käserei Papillon hatte nun jeder Gelegenheit diesen Käse zu probieren und der Großteil derer, die ihn probiert haben, waren begeistert vom Geschmack. Er schmeckt salzig und der Blauschimmel verleiht ihm einen herben Charakter, der wie gesagt Geschmackssache ist, allerdings auch den Reiz ausmacht. Aber dieser einzigartige Geschmack bedarf eines langen und aufwändigen Reifungsprozesses. Anfangs wird die Schafsmilch von einheimischen Biobauern in die Käserei geliefert und dort weiterverarbeitet bis kurz vor Zugabe der Pilzsporen. Diese werden aus schimmligem Brot gewonnen, welches ebenfalls nur aus Biogetreide gebacken wird. Es ist außen trocken und innen besonders feucht, was das Pilzwachstum fördert. Nach der Hinzugabe des Pilzes reift der Käse mehrere Monate in den Höhlen von Roquefort heran. Die Reifezeit hängt dabei von den Wünschen der Kunden ab, der Premium-Käse reift 5 Monate heran und hat deshalb den intensivsten Geschmack von allen Variationen. Der Roquefort wird von vielen Franzosen als „Der König der Käse – der Käse der Könige“ bezeichnet!
Markus Strunz, Fabian Zipfel (10b)


Der Ausflug nach Roquefort führte uns in einer ausgedehnten Rundwanderung auch auf das über dem Dorf gelegene Plateau des Combalou, von wo aus unser Blick schweifen konnte über den Causse du Larzac, eine jener schier grenzenlosen Kalkhochflächen, die das Landschaftsbild unserer Zielregion prägen.

Auf dem Rückweg nach Rodez fuhren wir über das weltbekannte Viaduc du Millau, jene architektonisch und bautechnisch grandiose Autobahnbrücke, die – entworfen von dem britischen Stararchitekten Sir Norman Foster – das malerische Tarn-Tal auf einer Länge von mehr als zwei Kilometern überspannt und trotz beeindruckender Dimensionen (höher als der Pariser Eiffelturm!) eine schwerelose unprätentiöse Schönheit ausstrahlt, die die meisten früheren Kritiker des Projekts längst zum Verstummen gebracht hat.

Am letzten Exkursionstag zwang uns das nasskalte regnerische Wetter zu einer spontanen Programmänderung: Statt uns auf eine Tageswanderung mit Klettereinlagen in die spektakuläre Landschaft der Gorges du Tarn und der Gorges de la Jonte zu begeben, fuhren wir kurzerhand nach Albi, um dort die Cathédrale Sainte-Cécile und das Musée Toulouse-Lautrec zu besichtigen. Ein eigentlich geplanter anschließender Stadtbummel wurde jedoch durch strömenden Regen verhindert, so dass wir früher als vorgesehen nach Rodez zurückfuhren.

Die Kathedrale Sainte-Cécile – als festungsartiges einschüchterndes Monument zur Demonstration kirchlicher Machtfülle nach Beendigung des grausamen Kreuzzugs gegen die Katharer bzw. Albigenser (= Bewohner Albis) errichtet – liefert in nuce und auch für jugendliche Laien leicht nachvollziehbar eine Zusammenschau der Ikonographie des christlichen Mittelalters in beeindruckender künstlerischer Qualität und gibt überdies mit dem monumentalen Wandgemälde an der Innenwand des Westwerks dem kundigen Betrachter Gelegenheit, motivische Querverbindungen herzustellen zum Tympanon von Conques.

Eine umfangreiche Werkauswahl des in Albi geborenen Malers und Grafikers Henri de Toulouse-Lautrec beherbergt das Palais de la Berbie, der gleich hinter der Kathedrale gelegene ehemalige Palast der Bischöfe von Albi.

Am Mittwoch, dem 29.4.09, besuchten wir aufgrund des schlechten Wetters die Stadt Albi, die bekannt für Henri de Toulouse-Lautrec ist, einen französischen Künstler der besonderen Art. Der bekannte Maler teilte zwei große Leidenschaften – das Reiten und die Kunst. Aufgrund einer Glasknochen-Krankheit war ihm das Reiten jedoch verwehrt. Um diesen Schicksalsschlag zu verarbeiten, stürzte er sich in die Malerei, indem er viele Pferde und reitende Menschen auf die Leinwand brachte.
Eine andere große Rolle in seinen Gemälden spielte das Pariser Nachtleben, wie das bekannte Moulin Rouge, wo er Frauen wie Jane Avril verehrte. Ein Grund für dieses Interesse könnte sein, dass er selbst nie verheiratet war und nur ungenügende Zuneigung bekam. Henri de Toulouse-Lautrec schaffte es, durch geschickte Farbwahl und Formen, die Stimmung des Bildes immer korrekt zu vermitteln. Malte er Bilder von Pferden, so sind die Farben immer kräftig und im Hintergrund sind wunderschöne Landschaften zu erkennen. Malte er jedoch die Frauen des Moulin Rouge, so wird die negative Stimmung, die Angst, die Scham durch dunkle, graue Farben dargestellt. Seine Favoritin Jane Avril hingegen malte er stets fröhlich, in kräftigen Farben. ::Bekannt ist Henri de Toulouse-Lautrec auch für seine „affiches“ (Poster), die auch für Titelblätter bekannter französischer Zeitungen verwendet wurden.
Theresa Aumüller, Nadine Hager (10b)


Die Schulstadt Rodez hat als Hauptstadt und Zentrum des Aveyron einen großen Einzugsbereich, der sich über das gesamte Département erstreckt: Dies hat zur Folge, dass ein hoher Prozentsatz der Schüler in Internaten untergebracht ist, was deren deutschen Austauschpartnern Gelegenheit gibt, diese bei uns eher selten vorkommende Form des Schulalltags samt den dort üblichen für sie z. T. recht gewöhnungsbedürftigen disziplinarischen Regelungen am eigenen Leib zu erleben. Bewusst gemacht und diskutiert wurden tatsächliche oder vermeintliche Unterschiede in den Strukturen sowie den pädagogischen Grundüberzeugungen der beiden Schulsysteme.

Für viele der deutschen Schüler wahrscheinlich unbegreiflich, aber wir können nach diesen 10 Tagen Frankreich-Austausch sagen, dass wir unsere Schule so schnell nicht eintauschen würden.
Die strengen Lehrer, der disziplinierte Unterricht und der Umgang mit den Schülern machte einigen in den ersten Tagen durchaus zu schaffen. Sicherlich lässt sich über das französische Schulsystem streiten, doch wir für unseren Teil sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir sowohl mit unserer Schule, als auch mit den Lehrern großes Glück haben. Denn vor allem das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist in Frankreich wesentlich angespannter und distanzierter, als das bei uns der Fall ist.
Kein Wunder, dass einige Franzosen aus dem Staunen über den lockeren Umgang zwischen Herrn Schanz, Frau Schwarzl und den deutschen Schülern gar nicht mehr herausgekommen sind. Auch aus diesem Grund sind schon viele auf das Wiedersehen mit den Franzosen in Deutschland gespannt.
Eine riesige Umstellung erwartete vor allem die zehn Schüler, die das Internat des Lyceé Foch bewohnten und nur ihr Wochenende in einer Gastfamilie verbrachten.
Auch am Internat war die große Distanz zwischen Lehrern, Betreuern und Schülern zu spüren. Besonders die enorme Einschränkung der Privatsphäre war für alle neu und anfänglich ziemlich gewöhnungsbedürftig. Ebenso drückte das Fehlen von Freizeit und Freiheit in den ersten Tagen etwas auf die Stimmung der Internatsbewohner.
Doch nach diesen Startschwierigkeiten hatte sich auch das wieder gelegt und Gewohnheit kehrte ein. Das ganze Eingewöhnen wurde uns hauptsächlich von den aufgeschlossenen und tollen Austauschschülern erleichtert, die den Aufenthalt zu etwas ganz Besonderem gemacht haben, sodass am Schluss auch einige Tränen auf beiden Seiten geflossen sind.
Letztendlich können wir sagen, dass uns doch der ein oder andere Verbesserungsvorschlag für die französischen Lehrer und Politiker einfallen würde, aber alle ihren Aufenthalt und das Erlebte genossen haben und gewiss keine Sekunde davon bereuen.
Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten nach Frankreich zurückkehren….
Simona Kehl (10d)


Am letzten Tag unseres Aufenthaltes nahmen wir im Collège Jean-Moulin an einer „Journée Citoyen d’Europe“ teil, einer Art Aktionstag, an dem sich alle Schüler des Collège in verschiedenen „Ateliers“ den unterschiedlichsten Informations- und Aktivitätsangeboten aussetzen konnten.


Hoffen wir, dass unserem neuen Austausch eine nachhaltige Zukunft beschieden sein wird, d. h. dass man in unserer französischen Partnerschule, deren Leitungsteam samt Kollegium – an der Spitze die sympathisch-resolute Principale Mme Francine Salvan – uns so herzlich aufnahm, weiterhin in der Lage sein wird, uns knapp dreißig „germanistes“ als Austauschpartner für unsere Schülerinnen und Schüler zu liefern.

Herbert Schanz



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