W-Seminar zu Besuch in der Psychiatrie: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 13. Januar 2016, 09:14 Uhr
Von ganz allein verstummt das Gemurmel der Schülerinnen und Schülern und eine gedämpfte, angespannte Atmosphäre breitet sich im Raum aus, als die 16 Schülerinnen und Schüler an einem dienstagvormittag den Vorraum der „Station B“ des Klinikums am Michelsberg betreten. Vor ihnen steht ein Fixierbett mit dem „nicht kooperative Personen“ fixiert und narkotisiert werden, um in der Station B, der geschlossenen Abteilung des Klinikums, ihrer Krankheit entgegenzutreten. Vorsichtig öffnet Frau Dr. Klesen dann die Sicherheitstür.
Die Anspannung ist merklich, hatten die Seminaristen doch vorher so einige Schauermärchen über psychisch kranke Menschen, deren Schicksale und ihren Heilungsmöglichkeiten vernommen. So berichteten Pflegefachkräfte, Psychologen, Sporttherapeuten und Physiotherapeuten über Krankheitsbilder und Therapieformen bei psychisch erkrankten Patienten, wie z. B. Borderline oder Schizophrenie. Neben der Vielfalt an Berufsfeldern die im Klinikum als interdisziplinäres Team Hand in Hand sich um die Genesung der Patienten kümmern, gelang es auch Einblick in den Alltag von Medizinern und Co. zu nehmen. So klingelte des Öfteren das Diensttelefon, in Gesprächen kam heraus, dass Schichtbetrieb, Hintergrunddienste und Feiertagsdienste wie an Weihnachten oder Silvester der Normalfall sind und eine Tätigkeit im Krankenhaus durchaus auch negative Seiten haben kann. Uns wurde dennoch bewusst, dass viele der Mitarbeiter mit Enthusiasmus und Eifer ihren Beruf ausüben und in deren Augen die positiven Aspekte weit überliegen.
Was erwartet uns nun in der geschlossenen Abteilung? Das Bild ist ganz anders als vermutet. Keine Anzeichen aggressiver, wahnhafter Patienten, die es nur abgesehen haben unschuldige Schülerinnen und Schüler zu verfolgen und zu malträtieren. Zwei spielen Tischtennis, andere schauen fern, viele schlafen einfach nur in ihren Betten. Es ist ruhig auf der Station, meint Frau Dr. Klesen, aber man sollte die potentielle Gefahr der Patienten niemals unterschätzen. Aggressionsrollen, damit unkontrollierbare Gewalt abgebaut werden kann, Narkotika für den Notfall und ein ständig präsentes Team an Mitarbeitern nehmen uns das beklemmende Gefühl und lassen uns ein Stück weit aufatmen. Um die absolute Perspektive zu bekommen, lässt sich ein Schüler sogar 5-Punkt-fixieren und liegt hilflos auf dem Fixierbett. Das Team der Abteilung B steht lächelnd daneben und macht so manchen Witz. Trotzdem sind wir froh, allesamt die Psychiatrie wieder verlassen zu können. Wir bedanken uns, insbesondere bei Frau Gunkel, über diesen hochspannenden und nachhaltigen Vormittag, der uns so schnell nicht loslassen wird.